Mazzer vs. Compak

Vor kurzem hab ich mich durch einen Teil der Produktpalette vom Compak durchprobiert und die Mühlen im geschmacklichen und im Handling Vergleich gegen meine Mazzer Super Jolly „antreten“ lassen.

Die Mazzer ist meine persönliche Referenzmühle: stufenlos verstellbarer Mahlgrad, nicht allzu laut, ich find sie auch optisch ansprechend, sie ist recht angenehm zu bedienen und geschmacklich „in der Mitte“ - betont also weder Säure noch Bitternoten zu stark.

 

die "Kontrahenten":
die "Kontrahenten":
K 6, Mazzer, K 10
K 6, Mazzer, K 10

Compak K 3 Elite

 

FAKTEN:

- stufenlos verstellbar

- solider Dosierer aus Aluminium (im Gegensatz zur „normalen“ K3, die einen Dosierer aus ABS - also Plastik - hat).

- 58 mm Scheiben

- 1.300 Umdrehungen

- Gewicht: 8,5 kg

- Maße: 49,5 cm (Höhe), 16,5 cm (Breite), 30,5 cm (Tiefe)

- Motor 240 W

 

HANDLING

Erster Eindruck: (im Vergleich zur K 6/K10): niedlich. Solide, recht leicht (relativ). Optisch wirkt sie lange nicht so erschlagend“ wie die Großen.

Bohnenbehälter siehe K 6; der Behälter ist aber deutlich kleiner und kann auch nicht fixiert werden (ist aber nicht nötig).

Mahlgradverstellung ist sehr leichtgängig; der Mahlkranz muß nicht fixiert werden. Es gibt ab Werk zwei Begrenzungen (in Richtung grob & fein), die ich nicht verstellen mußte. Aber grundsätzlich kann man die Begrenzung verstellen.
Abnehmen des oberen Mahlkranzes/Reinigung: s. K 6.
Die Auffangschale für Caffereste ist im Mühlenfuß integriert.
Entsprechend kleiner als bei der K 6/K 10.

Der Dosierer läuft sehr exakt und recht leise und ist stabil.
Ich hab zwischenzeitlich die „Plastikversion“ des Dosierers in den Händen gehabt: der ist auch recht stabil - im Zweifel würde ich die billigere „normale“ K 3 mit Plastikdosierer kaufen (o.k., die hat 54er Scheiben statt 58er bei der Elite - ob das so tragisch ist ?).

Lautstärke: Die Mühle ist nicht sehr laut, wirkt aber so.
Sie ist wesentlich heller, schriller als die Mazzer oder die K 10.
Wenn ich Mazzer und K3 gleichzeitig laufen lasse, höre ich beide ganz deutlich - wahrscheinlich sind sie meßtechnisch ähnlich laut - nur die K 3 nervt eher.

Caffe-Reste im Mahlwerk:
siehe K 6. Ich hab`s nicht genau gemessen, würd vermuten, daß die Menge zwischer der in der Mazzer und der K 6 liegt.

Mahldauer: das dauert...
Naja, so schlimm ist`s nicht. Während die K 10 2 Sekunden braucht und die Mazzer etwa 5 - 7, sind`s hier eher 10 - 15 Sekunden.
Im Privathaushalt spielt`s meiner Ansicht nach keine große Rolle (eine Portion läßt sich mit der K 3 leichter „treffen“ als mit der K 10).

 

K3 von oben
K3 von oben
K3 Scheiben
K3 Scheiben
K3 Auswurfschacht
K3 Auswurfschacht

Compak K 6 Silenzio


FAKTEN:

- stufenlos verstellbar

- solider Dosierer, verchromt (oberer Kranz aus schwarzem Plastik)

- 64 mm Scheiben

- 1.300 Umdrehungen

- Gewicht: 14,5 kg

- Maße: 63,5 cm (Höhe), 21 cm (Breite), 36,5 cm (Tiefe)

- Start/Stop Automatik

- Motor: 350 Watt

- feststehender Tamper am Dosierer


HANDLING

Erster Eindruck: sehr groß, schwer, solide.

Bohnenbehälter sitzt sehr exakt und braucht keine Fixierung (kann man aber mit dem Verstellstift fixieren, wenn man mag). Der Bohnenbehälter ist leider durchsichtig und nicht getönt (vgl. Mazzer), aber frei von einem Grat und Vorsprüngen, auf denen die Bohnen auf dem weg in das Mahlwerk Pause machen können.

Mahlgradverstellung erfolgt ähnlich wie bei der Mazzer: man dreht einfach am Mahlkranz. Das geht bei der K 6 sehr schön leicht und trotz allem muß man den Mahlgrad nicht fixieren. Was man aber aus Gründen des „Lärmschutzes“ tun sollte (s.u.).

Ach ja, Vorsicht Falle wenn man die Mühle reinigt. Unter dem Gewinde des oberen Mahlscheibenhalters kommt noch ein zweiter Ring, der sich drehen läßt und in einer bestimmten Stellung sein muß, damit man den Mahlkranz wieder eindrehen kann. Muß man wissen, dann ist alles wunderbar. Sonst fragt man sich, wie der Mahlkranz da reingeschraubt werden soll.

Die Auffangschale für Caffereste ist im Mühlenfuß integriert. Kostet weniger Platz als bei der Mazzer, ist aber schmaler und kleiner. Wenn die Schale voll ist, bröselt der caffe links und rechts runter und ein kleiner Teil fällt in die Aussparung im Mühlengehäuse. Ist nicht ganz so einfach zu reinigen wie bei der Mazzer.

Der Dosierer läuft sehr exakt und recht leise. Caffe-Reste in ähnlichem Umfang wie bei der Mazzer. Ist o.k. - ich kenne nur den Dosierer der Macap MXK, der sauberer arbeitet.

Sehr ungewohnt: der Hebel des Dosierers sitzt auf der (von vorne gesehen) linken Seite. Gibt aber wohl beide Versionen - aber das scheint seltsamerweise der Standard zu sein. Man gewöhnt sich dran. Der caffe „Auswurf“ des Dosierers ist nicht ganz so „eng“, nicht ganz so definiert wie bei der Mazzer. Es bröselt also etwas leichter was daneben. Eine Siebträgerhalterung ist vorhanden, damit geht`s gut - ich benutze ein Caffelot, da muß man zielen.

Lautstärke: „Silencio“ heißt die „leise“ Variante der K 6, die ich hab. Den Vergleich zur „normalen“ K 6 habe ich leider nicht. Was auffällt: der Motor ist von Gehäuse entkoppelt. Rund um den Einstellkranz ist Schaumstoff aufgeklebt. Ebenfalls an der Verbindung Trichter / Mühle.

Mein erster Eindruck war: Leise ist anders. Das änderte sich etwas, als ich den Mahlgrad in Richtung feiner verstellte: es wird leiser. Aber entscheidend ist, daß man nach dem Einstellen des Mahlgrads den „Fixierstift“ fest dreht. Das scheint irgendwelche Resonanzen/Schwingungen zu mindern. Plötzlich wird die Mühle spürbar leiser und liegt in der Lautstärke jetzt unter der Mazzer.

Caffereste im Mahlwerk: Ich hab`s nicht gemessen, weil das Ergebnis eh immer trügerisch ist (wieviel hängt noch in der Mahlkammer...). Ich schätze, daß eine knappe Portion, also 5 - 7 g gemahlen „zwischengelagert“ werden (meint jetzt Mahlkammer und Auswurfschacht zusammen). Die Mahlkammer ist so aufgebaut, daß neben und unter den Scheiben erfreulich wenig Platz ist; der Auswurfschacht ist „normal“ groß und dürfte etwa 2 x 2 cm hoch/breit sein und etwa 3 - 4 cm lang. Das ist etwa die Größe, die ich bei vielen anderen Mühlen auch kenne.

Mahldauer: ohne es gemessen zu haben - wie bei der Mazzer. Ist mir für daheim auch grad egal (lieber langsam als zu schnell - s. K 10). Geschätzt 7 Sekunden für 7 g.

 

Dosierer: Compak / Mazzer
Dosierer: Compak / Mazzer

Mühlen offen: Compak (gereinigt) /
Mühlen offen: Compak (gereinigt) /
Mazzer ("dreckig")
Mazzer ("dreckig")
K 6 Auswurfschacht
K 6 Auswurfschacht

Compak K 10 Conic


FAKTEN

- stufenlos verstellbar

- solider Dosierer, verchromt

- konisches Mahlwerk 63 mm

- 400 Umdrehungen

- Gewicht: 17 kg

- Maße: 63,5 cm (Höhe), 21 cm (Breite), 36,5 cm (Tiefe)

- Start/Stop Automatik

- Motor: 700 Watt

- Teleskop Tamper (57 mm) am Dosierer

 

HANDLING

Vieles, was ich für die K 6 geschrieben habe, gilt hier entsprechend.

Dosierer, Bohnenbehälter und Auffangschale sind identisch (der obere Ring des Dosierer ist hier verchromt und hat nicht das schwarze Plastik der K 6, das mir aber optisch besser gefällt. Und auf die Stabilität des Dosierers hat`s eh keinen Einfluß).
Das Schaumstoffteilchen am Übergang Bohnenbehälter/Mühle fehlt hier.

Erster Eindruck auch hier: sehr groß, noch schwerer, solide.

Die Abdeckung der oberen Mahlscheibe ist hier aus Alu, nicht wie bei der K 6 aus Plastik, was mir optisch aber besser gefällt.

Mahlgradverstellung erfolgt ähnlich wie bei der Mazzer: man dreht einfach am Mahlkranz. Das geht bei der K 10 nicht so gemütlich leicht wie bei der K 6. Vielleicht haben die Jungs von Compak etwas viel Teflonband erwischt - aber hier braucht`s Kraft. Und zwar ordentlich.

Und den Mahlkranz muß man mit der Sicherungsschraube nicht fixieren. Da bewegt sich nix mehr.

Lautstärke: leise ist anders. Die K 10 macht ordentlich Krach. Schwer zu beschreiben - auf jeden Fall lauter als Mazzer und K 6.

Caffe-Reste im Mahlwerk: Wie man auf dem Bild sieht, ist der Aufbau hier durch das konische Mahlwerk ganz anders. Es ist außen recht viel Platz, damit sich`s gemahlener caffe gemütlich machen kann. Aber die Schaufelräder scheinen recht gut zu arbeiten - dieser Bereich wird zum Großteil geleert. Damit schätze ich die Caffemenge ähnlich ein wie bei der K 6

Mahldauer: Schnell. Sehr schnell. Ich würde mal auf 2 Sekunden für eine Portion tippen. Da ist mir die normale Geschwindigkeit der anderen Mühlen lieber.

weitgehend selbsterklärend...
weitgehend selbsterklärend...
(alles K 10)
(alles K 10)

Mazzer Super Jolly Manuale


FAKTEN

- stufenlos verstellbar

- solider Dosierer, verchromt

- 64 mm Scheiben

- 1.400 Umdrehungen

- Gewicht: 14 kg

- Maße: 60 cm (Höhe), 24/19,5 cm (Breite), 42/26 cm (Tiefe) - incl. Schale/ohne Schale (Mühle pur)

- keine Start/Stop Automatik

- Motor: 350 Watt

- feststehender Tamper zum Anschrauben

 

HANDLING

Erster Eindruck: sehr groß, schwer, solide.

Der mitgelieferte Bohnenbehälter ist eine Frechheit: billiges durchsichtiges Plastik mit recht scharfem Grat und einem kleinen „Bohnensammelabsatz“ im Inneren (Übergang Behälter zur Halterung in der Mühle). Ich hab mir andere Trichter von Mazzer bestellt (sind wohl die für alte Modelle). Die sind getönt (sehr gut), haben keinen Grat und haben eine aufschraubbare schwarze Halterung, mit der der eigentliche Behälter in die Mühle gesteckt wird. Man erkennst auf den Fotos.

Mahlgradverstellung: klassisch Mazzer.
Drehstift wird an den oberen Mahlkranz geschraubt und dann dreht man mit etwas Kraftaufwand nach links oder rechts. Mach ich mittlerweile ohne nachzudenken.

Die Auffangschale ist recht groß und aus Edelstahl und wird an den vorderen Füßen „eingehängt“. Kostet Platz, aber daneben fällt dann nix mehr. Der Mühlenfuß selbst ist so geformt, daß dort kein caffe hängen/liegen bleibt.

Der Dosierer läuft sehr exakt und recht leise. Caffe-Reste in ähnlichem Umfang wie bei der Compak. Der caffe „Auswurf“ des Dosierers ist schön definiert - vielleicht ist es die Gewöhnung, aber hier bröselt kaum was neben mein Caffelot.
Nimmt man den Siebträger, wird er (wie bei den Compaks) in die richtige Position gebracht.

Lautstärke: Recht erträgliche „mittlere“ Lautstärke. Die Casadio oder die Mahlkönig sind leiser, viele Mühlen (z.B. die Obel a.k.a. Pavoni, Carimali, WMF) lauter.

Caffe-Reste im Mahlwerk:
Auch hier nur ein Schätzwert. Im Mahlwerk selber ist es ähnlich eng wie bei der K 6, entscheidend ist aber, daß der caffe Auslaß sehr eng und kurz ist. Da dürfte die Mazzer eine der besten Mühlen sein.

Mahldauer: ohne es gemessen zu haben - wie bei der K 6. Geschätzt 7 Sekunden für 7 g.


Auffangschale Mazzer,
Auffangschale Mazzer,
Compak
Compak
Mazzer, halb offen
Mazzer, halb offen

Geschmack

 

Vor nicht allzu langer Zeit hätte ich noch behauptet, daß es zwischen verschiedenen Mühlen keinen geschmacklichen Unteschied gibt. Der ganze Mühlen-Geschmacks-Unterschied-Wahnsinn fing an, als ich - mörderstolz - eine gebrauchte Mahlkönig K 60 gekauft hatte. Neue Scheiben rein und gründlich gereinigt. Caffe getrunken. Mich gewundert, daß der caffe mehr Bittertöne hat, als gewohnt. Also die Sorte gewechselt und rumprobiert. Irgendwann mit anderen Mühlen verglichen. Tja, die Mahlkönig hab ich verkauft...

Mit den beiden Mazzern war wieder alles o.k. (über das Intermezzo Ascaso/Innova I 2 und Macap MXK hab ich ja schon hier geschrieben).

 

Genug der Vorrede.
Gibt`s Unterschiede zwischen Mazzer & Compak ?

Erstaunlich geringe. Ich hab 3 - 4 verschiedene Bohnensorten auf allen drei Mühlen probiert (die K 3 probier ich später). Erst Mahlgrad möglichst gleich eingestellt und dann caffe mit den selben Bohnen auf der VFA gemacht (Temperaturstabilität ist damit recht weitgehend gewährleistet). Caffemenge nicht abgemessen, aber mit dem Caffelot habe ich recht exakte 7,5 g (oft genug nachgemessen).

Zwischendrin einen Schluck Wasser getrunken.

Das Ganze zog sich über eine Woche hin.

 

Das Ergebnis:

K 6 und Mazzer nehmen sich nix. Nicht, daß der caffe immer gleich geschmeckt hätte - aber es war keine eindeutige Temdenz in Richtung sauerer/bitterer/stärker zu erkennen. Das waren wohl alles eher Bohnenunterschiede (es ist eine schöne Illusion zu glauben, daß jede Portion Bohnen des gleichen caffes auch gleich schmeckt) oder Zubereitungsunterschiede (Mahlgrad nicht exakt gleich, nicht ganz optimal getampert).

Der caffe aus der K 10 schmeckt relativ reproduzierbar etwas voluminöser und differenzierter und läuft oft etwas länger „rund“ (Blondphase etwas später). Was Bittertöne und Säure angeht, war das Ergebnis nicht eindeutig.

Das Mahlgut aus der K 10 scheint (typisch für eine konische Mühle) etwas gröber zu sein und klumpt nicht.

Nachtrag zur K 3: Ich habe etwa 10 Tage immer wieder den gleichen caffe aus der K 3 und der Mazzer bzw. der K 10 probiert.
Ich habe mich mit mir selber auf diese Geschmacksbeschreibung geeinigt: die K 3 hat geringfügig mehr Bittertöne, fabriziert den etwas intensiveren, aber weniger nuancenreichen caffe. Die K 10 hat etwas mehr Säure und ist die analytischste Mühle. Die Mazzer liegt - mal wieder - dazwischen.

Fazit:

Die Mazzer ist für mich als Privatmann die angenehmste Mühle - vor allem im täglichen Umgang (Caffereste, Treffsicherheit des Dosierer) - die K 6 ist quasi ebenbürtig und etwas leiser.
In der Gastronomie spielt beides keine Rolle. Und auch, wenn man den caffe aus dem Dosierer direkt in den Siebträger zieht und nicht den Blödsinn mit dem Kaffeelot macht, verlieren die Dinge, die mich etwas stören an Bedeutung.
Die K 10 liefert den meiner Ansicht nach besten caffe - hat aber ihre Tücken im Privathaushalt (laut, zu schnell, Caffereste).
Die K 3 ist eine schöne, recht kleine Mühle, die brav tut, was sie soll.
Aber eins steht fest: sehr gute Mühlen sind alle.

Randbemerkung:
Ich fürchte, daß Mühlenvergleiche nur Sinn machen, wenn man sich Zeit läßt. Viel Zeit. Denn der gleiche caffe schmeckt auch aus der selben Mühle nie ganz gleich. Und um die natürlichen Schwankungen halbwegs in den Griff zu kriegen, sollte man meiner Ansicht nach über einen längeren Zeitraum probieren.