Espressosorten.de: VFA

Zwei Maschinen des spanischen Herstellers VFA Expres:

1. Elite Plus - die Große: Festwasser, Rotationspumpe
2. Office Plus - die Kleine(re): Tank & Festwasser umschaltbar, Vibrationspumpe

Beide Maschinen haben viele gleiche Komponenten. Um unnötige Wiederholungen zu vermeiden, hier meine Eindrücke zu beiden in einem Text.

I. ÄUSSERLICHKEITEN:
OFFICE
- verchromte offene Brühgruppe. Thermosyphonisch beheizt.
- Front aufgerauhter Edelstahl, Abtropfschale Edelstahl, Rück- und Seitenteile grau lackiertes Blech. Klingt in der Beschreibung deutlich unhomogener, als die Maschine in der Realität ausschaut.
Recht klares, schlichtes Design.
- Große Tassenablage; etwa ein Drittel des Deckels läßt sich einfach aufklappen, um an den Wassertank zu kommen.
- optische Wasserstandskontrolle (man sieht über ein Fenster, wie voll der Tank ist).

ELITE
- selbe Brühgruppe, hier aber teilweise mit aufgerauhtem Edelstadtblech abgedeckt.
- Front, Seitenteil und Rückseite Edelstahl gebürstet.
Ebenfalls sehr klares, schlichtes Design.
- Abtropfschale Edelstahl.

Elite
Elite
Office
Office

II. INNERE WERTE:
- Dampf- und Heißwassergeber rundum schwenkbar (etwas geringer Radius).
- Vier-Loch-Düse
- Drucktaster für caffebezug
- Einfach Manometer (Dampfdruck) bei der Office, Doppelmanometer (Dampfdruck, Wasserdruck) bei der Elite.
- Jaeger Pressostat
- keine scharfen Kanten
- Alles offensichtlich Handarbeit (Bearbeitungsspuren an den Rohren). Ich würd grundsätzlich sagen: normales italienisches Industrieniveau - nicht alles exakt passgenau, aber o.k.
- Entlüftungs- und Sicherheitsventil
- 2,5 l Kessel bei der Kleinen, 6 l Kessel bei der Großen
- Wenn ich die magere englische Anleitung und die Schaltung richtig verstehe, haben beide Maschinen einen Leerlaufschutz ( je 2 Füllstandsonden für Maximal- und Minimallevel). Die Kleine hat auf jeden Fall eine automatische Abschaltung bei zu wenig Wasser im Tank (Schalter unter dem Wassertank).

Elite Kessel
Elite Kessel
Elite Gruppe & Ventile
Elite Gruppe & Ventile
Office Kessel & Tank
Office Kessel & Tank
Office Gruppe
Office Gruppe

III. FAKTEN:
OFFICE
- Masse: 35 breit, 42 cm hoch (vorne) und 46 cm hinten, 45 cm tief
- Wassertank 5 l (handelsüblicher Kanister) & 3/8“ Festwasseranschluß
- 2,5 l Kessel
- 1500 W Heizung
- Preis ca. 1.350,-

ELITE
- Masse: 38,5 breit, 45 hoch (vorne) und 48 hinten, 45 tief
- 6 l Kessel
- 1800 Watt Heizung
- Preis ca. 1.800,-

IV. CAFFE & SCHAUM
Wenn es beim caffe einen Unterschied zwischen beiden Maschinen gibt, ist er gering und nur in längeren Testreihen zu ermitteln.
Beide Brühruppen überhitzen in der Werkseinstellung etwas (die liegt bei 0,6 - 0,9 bar) - ich habe bei beiden den Druck auf 0,8 - 1,0 geändert. Das verstärkt zwar das überhitzen, aber letztlich ist es ziemlich egal, ob man eine oder drei Tassen Wasser ablassen muß. Aber das Schäumen ist so angenehmer.
Caffe ist bei beidem auf hohem Niveau - ich hatte nicht das Bedürfnis, meine Elektra Deliziose (a.k.a. Sixties) wieder anzuschließen.
Dampfschäumen geht bei der Großen nach kurzer Umgewöhnzeit sehr gut. Dampf ist schön trocken und unendlich viel.
Bei der kleinen fällt auf, daß der Dampf deutlich feuchter ist. Möglicherweise ist der Wasserstand etwas hoch eingestellt. Aber auch hier geht das Schäumen - zwar nicht ganz so angenehm, aber o.k.

V. AUFFÄLLIG:
- Tassenablage: Nur ein kleiner Bereich der Ablage ist gelocht. Dort werden die Tassen sehr schön warm, drum rum nur mäßig
- Dampfdüse: Funktioniert sehr gut; ist aber furchtbar zu reinigen (s. Bild - die zwei ausgesparten “Ecken“ sind kaum zugänglich). Schwenkradius etwas gering - man hängt mit dem Kännchen etwas nah am Rahmen der Maschine.
Letztlich beides nicht schlimm - Schäumen geht gut.
- Pressostat: kein großer, lauter Sirai, sondern ein kleiner, leiser Jaeger. Welcher besser ist ? Die Sirais funktionieren bekanntermaßen zuverlässig und ziemlich ewig. Beim Jaeger kann ich das nicht sagen. Angenehm ist auf jeden Fall die Lautstärke und die (zwar deutlich aufwändigere aber variablere) Einstellmöglichkeit. Es gibt zwei Schrauben - eine gut sichtbare in der Mitte und eine Minischraube, die man fast übersieht auf der Seite. Ich bin mir über die Funktion nicht ganz im Klaren, tippe aber auf folgende Funktion: Die Schraube in der Mitte legt den „Startpunkt“ der Heizung fest, die kleine Schraube auf der Seite entweder den oberen Schaltpunkt oder (was ich vermute) den Bereich, über den der Druck steigt, bis die Heizung wieder abschaltet.
Auf jeden Fall läßt sich mit etwas Geduld und „try and error“ sowohl oberer wie unterer Schaltpunkt einstellen.
- Einstellung beider Maschinen bei Lieferung: 0,6 - 0,9 bar. Das geht bei der Elite grad noch in Ordnung, bei der Office Plus nicht: mit 0,6 bar schäumt sich`s nicht gescheit.
Ich habe beide Maschinen auf 0,8 (0,85 bei der Office) bis 1,0 eingestellt
- Dampf- und Wasserventile: Funktionieren so weit einwandfrei. Allerdings fällt mir auf, daß sie im Gegensatz zu manch andererm Gastrogerät nicht diesen „Freilauf“ haben, bei dem die Ventile bereits geschlossen sind. Läßt Spielraum für die Dichtung, die im Laufe der Zeit immer etwas eingedrückt wird und trotzdem noch schließt. Keine Ahnung ob das ein Zeichen ist, das hier häufiger die Dichtung zu wechseln sind. Wenn ist`s nicht tragisch - eine liegt ja als Ersatzteil bei und die kosten ja (fast) nix.
- Abtropfschale: bei beiden Maschinen mit Abflußloch, kleine Wassersammelschale drunter und Abflußschlauch. Vorteil: die Wasserabtropfschale läuft nicht dauernd über. Nachteil: es muß ein Eimer drunter (oder ein Ablauf in die Spüle o.ä.)
- Entlüftungsventil: Das Entlüftungsverntil sieht minimal anders aus als gewohnt (der Stift wird mit deinem kleinen Metallring gehalten). Egal, funktioniert.
Bei der Office wurde eine Tropfschale drumrum montiert. Durchaus sinnvoll, kurz vorm Schließen des Ventils sabbert`s kurz.
- Pumpe: Bei der Elite eine Rotationspumpe, auf exakt 9 bar eingestellt. Leider „tiefergelegt“ unter dem Kassel. Leider, weil schlecht zugänglich, wenn der Druck verstellt werden soll.
Bei der Office die Standard Ulka Vibrationspumpe. Clever: Umschaltung Festwasser/Tank mit Kippschalter. Bei Festwasser keine (hirnverbrannte) Befüllung der Maschine über den internen Tank. Entweder oder. Apropos Tank: ein handelsüblicher Wasserkanister mit 5 l Inhalt. Wenn der kaputt gehen sollte, kauft man im Baumarkt einen neuen. Sinnvoll.
Zwei gesteuerte Ventile am Wassereingang.
- Brühkopf: Äußerlich und innerlich eine gewisse Verwandschaft zu den E 61 Köpfen. Hier allerdings ohne Hebel zum Druckabbau, sondern mit Magnetventil.
Beheizung mittels Thermosyphon, damit fast immer einhergehend Überhitzen des Brühkopf bei Stillstand.
Dusche und der Wasserverteiler sind die Standard E 61 Teile. Also läßt sich die Dusche zum reinigen auch nicht einfach losschrauben - Rückspülen und in größeren Abständen Dusche samt Dichtung ausbauen. Anders ist mir`s lieber - aber das ist bei E 61 Köpfen (und deren Verwandten) halt so...
- Lieferumfang: vorbildlich. Zwei Siebträger mit Sieben, Blindsieb und einigen Ersatzteilen: Dichtung, Dusche, Dichtung Dampfventil. Außerdem Anschlußschläuche (Druckschläuche) und Abflußschlauch.

Dampfdüse (beide)
Dampfdüse (beide)
Dusche (beide)
Dusche (beide)
Brühkopf (beide)
Brühkopf (beide)
Tank/Festwasser Office
Tank/Festwasser Office
Tank/Festwasser Office
Tank/Festwasser Office
Pumpe Elite
Pumpe Elite

VI. FAZIT
Die Große ist eine gelungene Gastromaschine.
Macht guten Caffe, ist leise und schäumt gut.
Kritikpunkte finden sich wahrscheinlich an jeder Maschine - die genannten finde ich allesamt nicht allzu tragisch.
Für den Preis auf jeden Fall eine interessante Maschine.

Die Kleine hat ein sehr gutes Konzept (Festwasser & Tank und das sehr clever gelöst), ansonsten ist es eigentlich fast eine Barmaschine - leider auch, was die Maße angeht...
Was mich hier stört, ist der feuchte Dampf - wie gesagt, da könnte man mal mit Kesselfüllstand rumprobieren.
Ich hier würd ich sagen: für den Preis absolut interessant.




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